von idowa,sra
Dingolfing
In einem Goggomobil 2.000 Kilometer durch Deutschland
Bianca Schäb will mit einer Reise in ihrem Goggomobil ihr Leben entschleunigen. (Foto: Michaela Siegl)
Sie ist 30 Jahre alt, in einer Werbeagentur tätig und lebt in Hamburg. Ihr Leben gestaltet sich alles andere als ruhig. Es aufzugeben, ist für sie keine Option. Dennoch möchte sie ihr Leben unbedingt entschleunigen. Wie sie das macht und wer ihr dabei helfen wird, verrät sie im Interview mit idowa.de.idowa.de: Hallo Frau Schäb, warum möchten Sie ihr Leben entschleunigen?Bianca Schäb: Als ich noch jung war und Abitur gemacht habe, kam mir mein Leben schon ewig lang vor. Damals war ich erst 19 Jahre alt und jetzt bin ich 30. Ich habe das Gefühl, dass seitdem die Zeit irre schnell vergangen ist. Vielleicht lebe ich nur 100 Jahre. Bei meinem Projekt möchte ich jetzt sehen, ob ich den Zustand von damals wieder herstellen kann. Die Zeit soll nicht mehr so schnell vergehen.
idowa.de: Entschleunigen kann man über viele Wege. Warum haben Sie sich für eine Reise in einem Goggomobil entschieden?
Bianca Schäb: Wenn ich in meinem normalen Auto unterwegs bin, habe ich nie Zeit und hupe sogar, wenn es nicht vorangeht. Sitze ich in meinem Goggo fühle ich das Gegenteil. Ich weiß, dass ich nicht schneller vorankomme. Das ist für mich dann auch in Ordnung. Ich habe dadurch alle Zeit der Welt, die ich genieße.
idowa.de: Wie haben Sie sich auf Ihr Vorhaben vorbereitet?
Bianca Schäb: Im Vorfeld habe ich einige Interviewpartner angeschrieben, mit denen ich mich auch treffen werde. Ansonsten habe ich meine Route nur grob geplant. Ich will mich auf spontane Entscheidungen einlassen können. Sollte es mir irgendwo sehr gefallen, könnte ich dort einen Tag länger bleiben.
idowa.de: Auf Ihrer Reise begegnen Sie mehreren Leuten zum Thema „Entschleunigung“. Auf wen freuen Sie sich besonders?
Bianca Schäb: Bei meiner ersten Station treffe ich auf den Dokumentarfilmer Franz Xaver Gernstl. Er ist 20 Jahre lang mit seinem VW-Bus herumgereist und ich kenne ihn durch seinen Film „Gernstls Reisen – Auf der Suche nach dem Glück“. Für mich hat er außerdem eine unglaubliche Gabe, Leute zu interviewen.
Danach fahre ich zu einem Schweigekloster. Am Besten soll ich dort erst am Nachmittag nach dem Mittagsschlaf erscheinen. Schon alleine davon bin ich begeistert. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das letzte Mal so einen Schlaf gehalten habe.
Bianca Schäb: Grundsätzlich erhoffe ich mir, dass mir meine Interviewpartner Tipps geben, die ich in meinem ganz normalen Alltag integrieren kann. Bin ich dann einmal wieder zu sehr im Trott gefangen, möchte ich mich an die ruhige Zeit im Goggo erinnern können.idowa.de: Als Aussteigerin würden Sie komplett dem Alltag entkommen. Warum ist das für Sie keine Option?Bianca Schäb: Ich bin mit meinem Leben zufrieden und ich habe das Glück, genau den Beruf für mich gewählt zu haben, der mir auch relativ viel Spaß macht. Den werde ich sicherlich vermissen. Deshalb möchte ich in mein normales Leben zurückkehren. Zum Aussteigen bin ich nicht der Typ dafür. Ich glaube, ich muss einfach nur einen Mittelweg finden.
idowa.de: Was sagen Ihre Familie und Freunde zu Ihrem Projekt?Bianca Schäb: Meine Eltern und Verwandten leben auf dem Land. Sie müssen nicht entschleunigen. Deshalb können sie meine Reise nachvollziehen und mich untersützen. Ein Großteil meiner Freunde möchte mich während der Reise besuchen und mich ein Stück begleiten.Anmerkung der Redaktion:Bianca Schäb startet ihre Reise am Sonntag, 5. Juli, am Hans-Glas-Denkmal in Dingolfing. Wir werden vor Ort sein und ihre Abfahrt begleiten. Sechs Wochen lang wird sie etwa 2.000 Kilometer zurücklegen und unter anderem die Orte München, Stuttgart, Hamburg, Kiel und Brandenburg besuchen.