Ein Interview im Schweigekloster – Geht das?

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„Falls Sie mit Ihrem Gefährt den Berg nicht hochkommen, organisiere ich ein paar Schwestern und wir helfen schieben“ Das schrieb mir Schwester Ursula, die mir übrigens auf Instagram folgt, vorab in einer Email. Ich muss zugeben, ein bisschen hatte ich ja gehofft den Berg nicht hoch zu kommen. Das wäre ein Hammer Bild gewesen!

Aber wir kommen den Berg ganz locker hoch und werden herzlich von den Schwestern empfangen. Diese tragen hier ein weißes Gewand, jede Schwester hat einen Rosenkranz am Gürtel und manche sogar ein Smartphone in der Tasche. Und – sie sprechen – das war ja meine größte Sorge. Wie führt man ein Interview im Schweigekloster?
Schwester Ursula ist sehr aufgeschlossen, Laien – wie mir, gegenüber und beantwortet meine vielen Fragen von „Warum tragt ihr kein Make up?“ bis „gibt es hier auch jüdische Schwestern?“ (ähem… in einem katholischen Kloster).
Sie merkte wohl direkt, dass man bei mir ganz von vorne anfangen muss. Und so erfuhr ich eine Menge über das Leben im Kloster, den Umgang mit Besuchern, sowie alles was mit der Entscheidung, dauerhaft in einem Kloster zu leben alles verbunden ist. Und natürlich, das hier nicht jeder die ganze Zeit schweigt. Das ist nämlich immer nur in einem bestimmten Zeitraum (10 Tage) so und beim Essen – wenn man möchte.

Ich empfand die beiden Tage im Kloster als sehr angenehm und berreichernd. Jeder von euch kennt die Atmosphäre, die in kirchlichen Gebäuden herrscht. Ich finde das ja eher gruselig, aber durch die Offenheit und Lebensfreude der Schwestern, verflog das schnell. Ich habe das Gefühl, hier darf jeder sein wie er ist. Schwäche und Trauer sind hier erlaubt. Mir wird bewusst, gerade im beruflichen Alltag bringt es einen voran, wenn man genau das nicht zeigt. Das ist unprofessionell, man belastet die anderen damit und gerade in einer Führungsposition darf so etwas nicht sein. Das ist der Knackpunkt, darf man in unserer Arbeitswelt Schwäche zeigen? Ich selbst habe früher im Rettungsdienst gearbeitet, dann in verschiedenen Werbeagenturen (wo ich offen gestanden, viel größeren Stress hatte als im Rettungsdienst) Fakt ist: Man spult sein Programm ab und funktioniert eben. Befindlichkeiten gehören nicht an den Arbeitsplatz.
Schwester Ursula erzählt mir, dass sie sich mehrmals täglich die Frage stellt „Wie geht es mir eigentlich gerade?“ Wenn man mich das fragt, wird die Antwort kurz ausfallen. Eben gut, oder nicht so gut. Ich glaube man verlernt es sich das zu fragen und auch es ehrlich zu beantworten. Eine Sache, die ganz natürlich und völlig selbst verständlich ist – eigentlich.

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